Neues Zentrum für Digitale Innvoationen (ZDI) Mainfranken soll Gründungsideen und Gründungswilligkeit steigern

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Bildnachweis: Florian Nagler Architekten GmbH
Ehemaliger Tower der Leighton Baracks: Im ersten Stock wird das Ideenlabor des ZDI entstehen.

 

Gefördert vom Freistaat Bayern wird in Würzburg ab dem nächsten Jahr das Zentrum für digitale Innovationen Mainfranken (ZDI) entstehen. Wie schon bei der erfolgreichen Antragstellung ist der Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing (FBWWS) der Stadt Würzburg auch bei der weiteren Ausgestaltung des Vorhabens federführend. Im Interview erläutert Klaus Walther, der Leiter des FBWWS, warum das Zentrum ein bedeutender Gewinn für Würzburg und den gesamten Wirtschaftsraum Mainfranken sein wird.

 

Noch ein Gründungszentrum in Mainfranken, Herr Walther? Gibt es davon nicht schon genug?

Klaus Walther: Das ZDI ist nicht mit den bestehenden Gründerzentren zu vergleichen. Vielmehr zielt das neue Zentrum darauf ab, den Firmennachschub für die schon vorhandenen Einrichtungen zu generieren. So schließt das ZDI von seiner Struktur her die derzeit noch bestehende Lücke zwischen (noch) „gründungsuninteressierten“ Studierenden und den Startup-Jungunternehmern, die schon klare Geschäftsziele haben. Vereinfacht gesagt geht es uns darum, in Mainfranken die Anzahl und Qualität der Gründungsideen sowie auch die Gründungswilligkeit generell zu steigern. Darüber hinaus sind wir uns sicher, dass wir mit dem ZDI Vernetzungseffekte generieren werden, von denen nicht zuletzt die bestehenden regionalen Unternehmen und unsere Hochschulen massiv profitieren können.

 

Design Thinking ist ein fester Bestandteil des ZDI. Sie planen sogar, zwei darauf spezialisierte Moderatoren als feste Halbtagskräfte zu beschäftigen. Was zeichnet diese Kreativitäts- und Innovationsmethode in Ihren Augen aus?

Klaus Walther: Design Thinking ist eine Chance, für Entwicklungsaufgaben die Kreativität und Fantasie von fachfremden Leuten zu nutzen, die ganz anders denken. Die Methode hat einen wissenschaftlichen Hintergrund und wird weltweit schon von vielen großen Unternehmen erfolgreich eingesetzt.

 

Wie soll dieses Angebot im Detail aussehen?

Klaus Walther: Wir planen Workshops in ganz unterschiedlichen Ausprägungen. Gemeinsam wird ihnen jedoch immer eine gemischte Zusammensetzung aus Studierenden, Unternehmensvertretern und Wissenschaftlern sein. Generell soll dieses Arbeiten mit Kreativtechniken beim ZDI institutionalisiert werden. Das heißt, wir schaffen räumlich wie organisatorisch die Voraussetzungen dafür, dass solche Workshops schnell und unkompliziert abgerufen werden können. Davon werden unter anderem unsere Netzwerkunternehmen profitieren. Wir eröffnen ihnen damit einen sehr preisgünstigen Weg, Ideen zu testen und neue Konzepte zu entwickeln. Und „nebenher“ vielleicht auch den einen oder anderen cleveren Kopf für den eigenen Mitarbeiterstamm zu identifizieren.

 

Wer sind die von Ihnen gerade erwähnten Netzwerkunternehmen?

Klaus Walther: Nachdem unser Antrag für das ZDI beim Förderprogramm Bayern Digital Ende Juni dieses Jahres angenommen wurde, starteten wir die Akquise von Firmensponsoren, die die Hälfte der Kosten für die Netzwerkarbeit des Zentrums tragen sollen. In vergleichsweise kurzer Zeit konnten wir annähernd 30 Unterstützer anwerben, die sich wie ein Who-is-Who des durch Würzburg und seine Zentrumspartnerstädte abgesteckten Wirtschaftsraums lesen. Das Spektrum reicht dabei vom Sanitätshaus über IT-Unternehmen, Medizinproduktehersteller und Automobilzulieferer bis hin zum Modegiganten und zum Druckmaschinen-Weltunternehmen.

 

Wie könnte aus der Perspektive einer Studentin oder eines Studenten ein „Idealdurchlauf“ am ZDI aussehen?

Klaus Walther: Als Teilnehmer eines unserer Design Thinking-Workshops ist er fasziniert von einer dort erarbeiteten Geschäftsidee und möchte diese gerne weiterverfolgen. Deshalb meldet er sich im Gründerlabor an. Im Cube findet er nicht nur einen Schreibtisch mit High-Speed-Internetanschluss vor, sondern viele weitere Voraussetzungen, um das geplante Produkt oder die angepeilte Dienstleistung auf Machbarkeit und Marktchancen zu überprüfen. Dabei kann er alle schon heute in Würzburg vorhandenen, sehr gut ausgeprägten Beratungsstrukturen nutzen, zum Beispiel vom IGZ, vom TGZ oder von der IHK. Außer seiner Arbeitszeit muss er nichts investieren und geht kein persönliches Risiko ein. Sobald sich seine Idee als wirtschaftlich tragfähig erwiesen hat, wechselt er als Startup-Unternehmer in den Inkubator. Hier bezieht er gegen eine moderate Miete ein Büro von bis zu 60 qm und geht, weiterhin unterstützt und beraten von Mentoren, die ersten Schritte als wirtschaftender Betrieb. Nach einiger Zeit, mit wachsendem ökonomischen Erfolg, ist das Platzangebot des Inkubators zu klein und das aufstrebende Unternehmen wechselt in eines der bestehenden Gründerzentren oder organisiert sich anderweitig ein größeres Firmengebäude. Und wir vom FBWWS freuen uns über einen neuen Anbieter von wertvollen Arbeitsplätzen und Gewerbesteuerzahler in Mainfranken.

 

Wann wird das ZDI das „operative Geschäft“ aufnehmen?

Klaus Walther: Schon im März 2017 sollen die ersten Veranstaltungen stattfinden. Da zu diesem Zeitpunkt noch keines der drei Gebäude des ZDI verfügbar sein wird, ist am Anfang sicher eine gewisse Flexibilität in der Durchführung erforderlich. Aber wir sind schon heute gespannt auf die ersten Erfahrungen, die wir in der Netzwerkstrukturierung und den Design Thinking-Veranstaltungen sammeln werden.

 

Besten Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit dem ZDI, Herr Walther!

 

Die Partner

Das ZDI soll ganz Mainfranken repräsentieren. Partner neben der Stadt Würzburg sind:

  • Uni Würzburg,
  • Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt,
  • IHK Würzburg-Schweinfurt,
  • Rhön-Saale Gründer- und Innovationszentrum (RSG Bad Kissingen),
  • TGZ Würzburg,
  • IGZ Würzburg,
  • Gründer-, Innovations- und Beratungszentrum Schweinfurt (GRIBS).

Die Region Mainfranken GmbH unterstützt das Vorhaben und machte es zu einem ihrer Leitprojekte.

 

Die Bauwerke

Das ZDI wird am Hubland in Würzburg in drei neuen Gebäuden untergebracht werden. Die Bauwerke mit jeweils individueller funktioneller Ausrichtung liegen in einem Radius von 800 m.

 

Ideenlabor

Das Ideenlabor wird im ersten Stock des ehemaligen Towers der Leighton Baracks eingerichtet. Es soll als kreativer Freiraum dienen, um innovative Ideen gemeinsam zu entwickeln. Vornehmlich hier werden die geplanten Design Thinking-Workshops stattfinden. Der Tower wird derzeit umgebaut und soll bis Anfang 2018 fertig sein.

 

Gründerlabor (Cube)

Das Gründerlabor wird in einem eigens zu errichtenden Neubau untergebracht. Hier soll nach dem Coworking-Prinzip eine inspirierende Arbeitsumgebung geschaffen werden, in der innovative Ideen von potenziellen Gründern weiterverfolgt werden können. Für die Entwicklung von Prototypen wird das Labor unter anderem mit CNC-Fräse und 3D-Drucker sowie allen Arten von Endgeräten zum Testen von neuen Apps ausgestattet sein. Das wegen seiner würfelförmigen Gestalt auch Cube (engl. für Würfel) genannte, transparente Bauwerk soll nach seinem Baubeginn im Sommer 2017 noch im selben Jahr fertiggestellt werden.

 

Inkubator

Der Inkubator ist ein mit einer Nutzfläche von 1.600 qm vergleichsweise kleines Gründerzentrum. Hier können Startups digitale Produkte und Lösungen zur Reife bringen. Anschließend können von hieraus die ersten Schritte in den Markt unternommen werden. Der Inkubator wird nach jetzigen Plänen Anfang 2019 bezugsfertig sein.

 

Design Thinking

Die Kreativitäts – und Innovationsmethode Design Thinking basiert auf der Annahme, dass Probleme besser gelöst und neue Entwicklungen effizient vorangetrieben werden können, wenn Menschen unterschiedlicher Disziplinen in einem die Kreativität fördernden Umfeld kooperieren, gemeinsam eine Fragestellung entwickeln, die Bedürfnisse und Motivationen von Menschen berücksichtigen, und dann Konzepte erarbeiten, die mehrfach geprüft werden. Design Thinking-Workshops sind ein zentraler Bestandteil des Angebots des ZDI Mainfranken.

 

Die Kosten

Der Freistaat Bayern übernimmt im Rahmen des Förderprogramms Bayern Digital 75 Prozent der Bau- und Infrastrukturkosten. Bei ZDI Mainfranken entspricht das etwa sechs Millionen Euro. Weitere zwei Millionen Euro trägt die Stadt Würzburg. Bei den Kosten für das Netzwerk übernimmt der Freistaat die Hälfte, also etwa 250.000 Euro. Die anderen 50 Prozent müssen von Unternehmen finanziert werden.

Weitere Infos unter:

http://www.zdi-mainfranken.de/